Wie kann die Baubranche Fachkräfte gewinnen und halten?

Schon jetzt ist in Deutschland ein Fachkräftemangel auszumachen, der sich in den kommenden Jahren insbesondere infolge der demografischen Entwicklung erheblich verstärken wird. In der Baubranche sind die Belegschaften überaltert und die Ausbildungszahlen stagnieren auf niedrigem Niveau. Wo die Perspektiven für die Bauwirtschaft zur erfolgreichen Gewinnung und Bindung von Fachkräften liegen, war Thema der Praktiker-Tagung von SOKA-Bau am 11.05.2012 in Wiesbaden.

In seiner Begrüßungsansprache wies SOKA-Bau-Vorstand Manfred Purps darauf hin, dass die heute zu diskutierende Frage bereits vor über 30 Jahren schon einmal auf der Agenda der Bauwirtschaft stand. „Damals hat der Bau unter anderem mit der umlagefinanzierten Ausbildungsförderung über SOKA-Bau begonnen. Dieses Verfahren ist bis heute auch in anderen Branchen sehr angesehen – ein positives Alleinstellungsmerkmal der Bauwirtschaft”, sagte Purps. „Auch heute gilt es, geeignete Strategien zur Fachkräftesicherung zu entwickeln. SOKA-Bau ist gerne das Dialogforum für ein derart eminent wichtiges Zukunftsthema für unsere Branche.“

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Der Bauwirtschaft werden Fachkräfte fehlen

„Die demografische Entwicklung wird dazu führen, dass bis 2030 branchenübergreifend mindestens 5,2 Mio. Arbeitskräfte fehlen“, erklärte Heinrich Alt, Mitglied des Vorstandes der Bundesagentur für Arbeit. „Dass in naher Zukunft auch in der Baubranche Fachkräftemangel herrschen wird, zeigt ein Blick auf die Altersstruktur. So sind die Altersdekaden von 45 bis 54 Jahren und von 35 bis 44 Jahren personell am Stärksten. Dagegen ist insbesondere die Altersgruppe der Auszubildenden und Gesellen bis 24 Jahre deutlich schwächer vertreten. Die Schulabgänger werden das Problem nicht lösen, sondern verschärfen, denn die Zahl der Absolventen allgemeinbildender Schulen ist seit einigen Jahren rückläufig: Bereits im Jahr 2020 werden 100.000 Schulabgänger weniger zur Verfügung stehen als noch im Jahr 2010; im Jahr 2025 wird die Zahl der Schulabgänger bereits um 140.000 geschrumpft sein – 16 Prozent weniger als 2010. Das bedeutet aber auch: wir dürfen uns künftig nicht mehr erlauben, 15 Prozent eines Jahrgangs nicht auszubilden.“

Die demografische Entwicklung wird dazu führen, dass bis 2030 branchenübergreifend mindestens 5,2 Mio. Arbeitskräfte fehlen. Zitat beim @SOKA_Tweets Fachtag Klick um zu Tweeten

Die demografische Entwicklung bietet Möglichkeiten

„Demografie hat drei Aspekte – wir werden weniger (sinkende Geburtenzahlen – weniger junge Menschen), wir werden bunter (Wanderungsbewegungen) und wir werden älter (steigende Lebenserwartung – mehr ältere Menschen)“, brachte es Demografieexperte Dr. Winfried Kösters auf den Punkt. „Die demografischen Veränderungen haben Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft, denen wir uns nicht entziehen können, deren Potenziale wir aber nutzen können.“ Für die Bauwirtschaft bedeute dies: künftig stehe nicht mehr der Neubau im Fokus, sondern der Umbau des Bestands in alten- und behindertengerechte Wohnungen. Auch Arztpraxen, Bürogebäude, ja ganze Innenstädte, müssten so umgestaltet werden, dass man sich mit einem Rollator problemlos fortbewegen kann.

Eine Arbeitgebermarke entwickeln und kommunizieren

Es genüge längst nicht mehr, nur Arbeitgeber zu sein, erklärte Marketingexperte Carsten Francke. Mit Blick auf die Fachkräftesicherung gelte es künftig, Arbeitgeber der Wahl – also eine Arbeitgebermarke für eine fest umrissene Zielgruppe – zu sein. „Es reicht aber nicht, nur Arbeitgebermarke zu sein, sondern es geht auch darum, durch Kommunikations- und Marketingaktivitäten mögliche Interessenten zu erreichen“, sagte Francke. „Hier können auch Mitarbeiter als Multiplikatoren eingebunden werden.“ Und nicht zuletzt sei die gesamte Branche gefordert, etwas fürs Image zu tun. (Beispiel: Bauhütte Ost mit dem grünen Klassenzimmer Burg Stünz)

Personalmarketing mit oder ohne Facebook?

Wenn heute über Personalrekrutierung und Personalmarketing gesprochen wird, steht irgendwann die Diskussion um den Nutzen von Social-Media-Plattformen wie Facebook auf dem Programm. Während die ältere Generation Plattformen wie Facebook zum Teil kritisch bis ablehnend gegenüber steht, nutzen annähernd 100 Prozent der Jugendlichen Facebook oder ähnliche soziale Netzwerke. „Der Trend hin zur Nutzung sozialer Medien wird sich in den nächsten Jahren verstärken. Im Vordergrund des Personalmarketings sollte die Erkenntnis stehen, dass es sich bei der Art und Weise, wie die ´Generation Y` (geboren in den 80er und 90er Jahren) digital kommuniziert, nicht um eine vorübergehende Erscheinung handelt. Im Gegenteil, wir erleben eine grundlegende Änderung des Kommunikationsverhaltens“, konstatierte Social-Media-Experte Norman Zander. „Im Wesentlichen sind es drei Punkte, die soziale Medien für das Personalmarketing und die Personalrekrutierung interessant machen: Selbstdarstellung, Empfehlungsmarketing und Dialogmöglichkeit.“ Das sahen nicht alle Tagungsteilnehmer so – für viele ist z.b. Facebook eine Plattform zur seichten Unterhaltung, Ähnlich dem altbekannten Stammtisch. „Das mag sein, aber diese Form der Kommunikation ist ein grundlegender Bestandteil des täglichen Miteinanders und gehört zum Dialog dazu“, sagte Zander.

Berufsbildungssystem durchlässiger gestalten

In der Schweizer Bauwirtschaft stellt sich die Problemlage ähnlich dar wie in Deutschland: alternde Gesellschaft, Fachkräftemangel, schlechtes Image der Baubranche. Anders als in Deutschland gab es in der Schweiz in der Vergangenheit jedoch nur wenig gut qualifizierte Fachkräfte. Die meisten Arbeitnehmer waren Migranten, die sich durch Learning by Doing qualifizierten. „Wir brauchen heute deutlich mehr gut qualifizierte Leute als noch vor zehn Jahren“, sagte André Kaufmann von Parifonds Bau, der Schweizer Sozialkasse für die Baubranche. „Die dringend benötigten Fachkräfte bekommen wir nicht mehr durch Zuwanderung. Eine erfolgversprechende Strategie ist es aus unserer Sicht, auch solchen Arbeitnehmern einen Gesellenbrief zu ermöglichen, die als ungelernte in die Branche eingestiegen sind.“

Im Rahmen der Tagung stellte Dr. Guido Birkner vom F.A.Z.-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen erste Ergebnisse einer Studie zu Wünschen, Erfahrungen und Zielen von Berufseinsteigern in der Bauwirtschaft vor.

In der abschließenden Diskussion waren sich die Vertreter der Tarifvertragsparteien, Frank Dupré (Zentralverband des deutschen Baugewerbes), Klaus Wiesehügel (Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt) und Oliver Zander (Hauptverband der deutschen Bauindustrie), einig, dass die heutige Veranstaltung dazu beigetragen habe, die Herausforderungen der zukünftigen Fachkräftesicherung und erste Lösungsansätze zu diskutieren. Jetzt gelte es, gemeinsam Strategien zu entwickeln, die dazu beitragen, den Fachkräftebedarf in der Bauwirtschaft langfristig zu sichern.

Broschürenempfehlung: Fachkräfte sichern – Vereinbarkeit von Familie und Beruf – nicht nur in der Baubranche

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ist ein wichtiger Faktor im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte. Für kleine und mittlere Unternehmen kommen verschiedene Maßnahmen infrage, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren. In dieser Broschüre werden die familienfreundlichen Maßnahmen, von der Unterstützung bei der Kinderbetreuung oder bei der Pflege von Angehörigen bis hin zur aktiven Gestaltung der familienbedingten Auszeit, ihren Kosten und Nutzen gegenübergestellt.

Nach dem Absenden des folgenden Formulars werden Sie direkt auf die Download-Seite der Broschüre „Fachkräfte sichern – Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ weitergeleitet.

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