Befragung bestätigt: Vereinbarkeit von Beruf und Familie wichtiger Standortfaktor

Die Rolle der Familien ist in den letzten Jahren immer stärker in den Fokus der gesellschaftlichen Diskussion gerückt. Vor allem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat stark an Bedeutung gewonnen. Bereits zum dritten Mal nach 2006 und 2008 befragten daher die sächsischen Industrie- und Handelskammern (IHKs) und Handwerkskammern (HWKs) die ansässigen Unternehmen zu ihrer Familienorientierung.

Stetiger Ausbau familienfreundlicher Angebote für Mitarbeiter

An der aktuellen Befragung beteiligten sich 1.108 Unternehmen mit 68.839 Mitarbeitern – davon 178 Handwerksbetriebe mit 4.327 Beschäftigten. Sie äußerten sich zu den Themen Unterstützung von Mitarbeiter/-innen mit Familienpflichten, arbeitsorganisatorische Probleme durch Familienpflichten und politische Rahmenbedingungen.

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„Die Studie zeigt, dass eine familienorientierte Personalpolitik schon lange fester Bestandteil der Unternehmenspolitik vieler sächsischer Unternehmen ist. Im Jahr 2006 boten bereits 74 Prozent der IHK Unternehmen und 39 Prozent der HWK Betriebe familienfreundliche Angebote, 2013 gaben sogar 87 Prozent der Unternehmen an, Familien zu unterstützen“, so Franz Voigt, Präsident der IHK Chemnitz.

Praxisnah und mitarbeiterorientiert werden in den Unternehmen täglich Lösungen gefunden, die es ermöglichen Beruf, und Familie unkompliziert zu vereinbaren. „Mit den vorliegenden Ergebnissen werden den Unternehmern konkrete Ansatzpunkte für den Auf- und Ausbau von Aktivitäten für eine bessere Vereinbarkeit aufgezeigt. Handwerksbetriebe bieten beispielsweise den Mitarbeitern schon häufig finanzielle Zuschüsse und auch Unterstützung bei Ferienangeboten für Mitarbeiterkinder an. In anderen Wirtschaftszweigen engagieren sich die Unternehmer verstärkt bei der Organisation bzw. Suche von Kitaplätzen oder bieten Weiterbildungen für Wiedereinstieg zum Beispiel nach Elternzeit an“, ergänzt Dietmar Mothes, Präsident der HWK Chemnitz.

Für Jens Schwendel, Geschäftsführer der ibes Systemhaus GmbH, ist eine familienorientierte Personalpolitik schon seit vielen Jahren selbstverständlich. „Neben den sozialen Aspekten hat dies auch wirtschaftliche Hintergründe: als IT-Dienstleister stehen wir in stetiger Konkurrenz um gut ausgebildetes Personal. Die bessere Vereinbarkeit von Beruf und familiärer Pflege fördern wir daher gezielt mit flexiblen Teilzeit- und Arbeitszeitmodellen sowie mobilen Arbeitsplätzen. Hierbei kommt es nach unserer Erfahrung auf situationsspezifische und bei Bedarf kurzfristig anpassbare Lösungen an“, so Schwendel.

Die wichtigsten Ergebnisse:

  • 88 Prozent der antwortenden sächsischen Unternehmen beschäftigen Mitarbeiter/-innen mit kleinen und schulpflichtigen Kindern und/oder pflegebedürftigen Angehörigen.
  • 95 Prozent dieser Unternehmen unterstützen ihre Mitarbeiter bei ihren Familienpflichten. Flexible Arbeitszeitregelungen und/oder arbeitsorganisatorische Maßnahmen bieten 97 Prozent der Unternehmen ihren Mitarbeitern zur Unterstützung an.
  • Jedes zweite Unternehmen gibt an, arbeitsorganisatorische Probleme durch Mitarbeiter mit Familienpflichten zu haben.
  • Besonders Unternehmen, die derzeit Mitarbeiter in Elternzeit haben, sehen sich mit arbeitsorganisatorischen Problemen konfrontiert. Hingegen gibt nur ein Drittel der Unternehmen, die Mitarbeiter mit kleinen und schulpflichtigen Kindern beschäftigen, an, mit arbeitsorganisatorischen Problemen zu kämpfen.
  • Kurzfristige Ausfallzeiten werden in 90 Prozent der Unternehmen durch Mehrarbeit der verbliebenen Mitarbeiter kompensiert, längerfristige Ausfallzeiten insbesondere durch befristete Neueinstellungen.
  • 60 Prozent der antwortenden Unternehmen haben Kenntnis darüber, ob ihre Mitarbeiter Angehörige pflegen oder nicht. Dieser Anteil ist seit der letzten Umfrage 2008 um drei Prozentpunkte gestiegen.
  • Die neuen familienpolitischen Regelungen zum 1. August 2013 sind dem Großteil der Unternehmen bekannt. Mehr als jedes zweite Unternehmen begrüßt die Einführung eines Rechtsanspruchs auf einen Kindergartenplatz ab dem vollendeten ersten Lebensjahr. An das Betreuungsgeld richten hingegen nur 16 Prozent der Unternehmen positive Erwartungen. (wir berichteten)

Schlussfolgerungen

Eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für jedes Unternehmen zur langfristigen Beschäftigungssicherung und damit zur Standorterhaltung wichtig. Das Engagement der Unternehmen in diesem Bereich ist sehr hoch, jedoch finden sich die Aktivitäten nicht ausreichend in der Öffentlichkeit wieder. Die Umfrage leistet einen Beitrag dazu und formuliert einen klaren Standortfaktor. Doch um Sachsen langfristig als familienfreundlichen Standort auszubauen, bedarf es gemeinsamer Aktivitäten von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Kreative Ansätze und Ideen vor Ort in den Gemeinden sollen stärker unterstützt und gefördert werden. Deshalb fordern die sächsischen Kammern:

  1. Flexibilität verbessern: Die Kinderbetreuung muss flächendeckend bedarfsorientiert ausgebaut werden. Die Einführung eines Rechtsanspruches auf einen Kindergartenplatz ab dem zweiten Lebensjahr ist dafür ein wichtiger Schritt. Dennoch fehlen in vor allem in der Stadt Leipzig noch viele Betreuungsplätze. Zudem müssen sich die Kita-Öffnungszeiten stärker an den Bedarfen der Eltern orientieren. Das gilt auch für Ferien und Wochenenden. Sonst können Angebote der Unternehmen für ihre Mitarbeiter – wie etwa flexible Arbeitszeiten oder Belegplätze in Kitas – schlechter genutzt werden.
  2. Schulische Ganztagsbetreuung flächendeckend anbieten: Dies ist eine wichtige Grundlage für unternehmerisches Engagement im Bereich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Qualitativ hochwertige Ganztagsangebote sind die Voraussetzung dafür, dass Fachkräfte, die Eltern sind, verstärkt in den sächsischen Unternehmen tätig werden können.
  3. Betreuungsinfrastruktur statt Betreuungsgeld: Das im August 2013 eingeführte Betreuungsgeld, welches für Eltern vorgesehen ist, die ihre Kleinkinder selbst zu Hause betreuen, setzt falsche Anreize im Hinblick auf die Verfügbarkeit von Fachkräften in Unternehmen. Die für das Betreuungsgeld vorgesehenen Mittel sollten daher besser in die Betreuungsinfrastruktur oder in den qualitativen Ausbau investiert werden.
  4. Pflege in den Blick nehmen, Informationen bieten: Das Thema der Pflege von Angehörigen muss weiter ins Blickfeld rücken. Mehr als ein Viertel der antwortenden Unternehmen hat bereits Mitarbeiter die Angehörige pflegen. Insgesamt wird der Anteil derer die Angehörige pflegen in den nächsten Jahren steigen. Es ist daher wichtig, dass flexible und freiwillige Lösungen zwischen Betrieben und Mitarbeitern gefunden werden. Nur so kann eine Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Pflegetätigkeit für beide Seiten gewinnbringend erreicht werden. Aber auch eine entsprechende bedarfsgerechte Betreuungsinfrastruktur muss ausgebaut und weiterentwickelt werden.

Übersichtlich sind die Befragungsergebnisse in einer eigens erschienenen Broschüre dargestellt. Mit diversen Grafiken und Aufsplittung der Befragungsergebnisse z.b. nach Branchen bzw. Unternehmensgrößen lassen sich gezielte Erkenntnisse gewinnen und für die zukünftige kinderorientierte Personalpolitik der Arbeitgeber (Unternehmen, Verwaltung und andere Formen) mögliche Aufgaben ableiten.

Download der Studienergebnisse

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