Arbeitsrechtliche Folgen von Verspätungen und Verkehrschaos

Wer zu spät kommt, riskiert nicht nur Ärger im Alltag, sondern muss auch mit den Konsequenzen rechnen. Im Beitrag geht es um arbeitsrechtliche Folgen von Verspätungen. Gerade für dich als Inhaberin, Geschäftsführender oder Personalverantwortliche*r in einem kleinen oder mittleren Betrieb ist es wichtig zu wissen, wie du mit Verspätungen im Team souverän und rechtssicher umgehst – und gleichzeitig die Motivation und Bindung deiner Mitarbeitenden stärkst.

Die drei wichtigsten Punkte im Überblick:

  • Mitarbeitende tragen das sogenannte Wegerisiko – sie sind selbst verantwortlich, pünktlich zur Arbeit zu erscheinen.
  • Bei Verspätungen solltest du auf eine klare Kommunikation und abgestimmte Lösungen setzen, statt pauschal zu sanktionieren.
  • Flexible Arbeitsmodelle und eine lebensphasenorientierte Personalpolitik helfen, Verspätungen abzufedern und die Zufriedenheit im Team zu erhöhen.

Sommer wie Winter: Arbeitsrechtliche Folgen von Verspätungen

Nicht erst mit den ersten fallenden Blättern beginnt wieder die Zeit der Staus und Zugverspätungen. Kaum ein Verkehrsmittel ist vor wetterbedingten Verspätungen oder Ausfällen sicher. Wetter- und Verkehrschaos sorgen dann für Frust und Stress – bei Mitarbeitenden genauso wie bei dir als Arbeitgeber*in.

Auch in der warmen Jahreszeit drohen Herausforderungen. Im Sommer, besonders während der Ferienzeiten, nutzen Kommunen und Verkehrsdienstleister die Gelegenheit für notwendige Reparaturen – das bleibt für Pendler*innen selten ohne Folgen.

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Wer zu spät kommt, den bestraft mitunter nicht nur das Leben, sondern es drohen ihm auch arbeitsrechtliche Konsequenzen.

Diana Nier, Juristin und Fachanwältin für Arbeitsrecht beim Verband DIE FÜHRUNGSKRÄFTE – DFK.

Pünktliches Erscheinen liegt in der Verantwortung der Mitarbeitenden: Sie tragen das sogenannte Wegerisiko. Wind und Wetter müssen also beim Weg zur Arbeit eingeplant werden. Es ist für Mitarbeitende nicht nur sinnvoll, sondern Pflicht, sich regelmäßig über Baustellen und Wetterlage zu informieren und zusätzliche Zeit einzuplanen.

Ausnahmen sind denkbar, etwa wenn Wetterkapriolen vollkommen überraschend auftreten und nicht vorhersehbar waren. Eine seit Wochen angekündigte Baustelle ist hingegen keine Entschuldigung.

Die Kündigung werden Mitarbeitende bei einmaliger Verspätung sicher nicht befürchten müssen. Eine Abmahnung kann aber etwa dann in Betracht kommen, wenn man sich nicht beim Arbeitgeber meldet oder einfach ohne Bescheid zu geben zu Hause bleibt.

Deshalb solltest du im Team eine offene Kommunikationskultur fördern: Wer zu spät kommt, meldet sich frühzeitig und stimmt das weitere Vorgehen ab.

Du kannst verlangen, dass ausgefallene Arbeitszeit nachgeholt wird – gegebenenfalls noch am selben Tag. Das ist besonders wichtig, wenn im Betrieb Termine eingehalten oder Aufgaben fristgerecht erledigt werden müssen.

Kommt es zu Komplettausfällen, sind Homeoffice, Urlaubs- oder Freizeitausgleich denkbar. Diese Optionen sollten aber immer gemeinsam abgestimmt und nicht einseitig entschieden werden, sonst drohen arbeitsrechtliche Konsequenzen.

„Guten Morgen, ich habe Schnee – ähm Schnupfen!“

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Gerade am Tag des ersten Schnees oder bei extremer Kälte häufen sich die Anrufe, die Spontanausfälle und Verspätungen ankündigen. Das Phänomen ist bekannt: Kaum schneit es, bricht das Verkehrschaos aus. Trotz Winterreifen und Vorbereitung wird das Auto nicht rechtzeitig freigeschaufelt oder der Arbeitsweg unterschätzt.

Auch die Winterdienste sind oft überfordert, wenn der Schnee überraschend fällt. Die Straßen sind verstopft, der Verkehr kommt nur langsam voran, und auch der öffentliche Nahverkehr ist betroffen.

Als Arbeitgeber*in kannst du noch so gut planen – fällt der erste Schnee, häufen sich die Verspätungen, vorwiegend bei Mitarbeitenden mit langem Arbeitsweg.

Verspätungen im Team nicht dauerhaft tolerieren

Wie oben ausgeführt, liegt das Wegerisiko bei den Mitarbeitenden. Ob Flug, Bahn, Bus oder Auto – es ist ihre Aufgabe, pünktlich zu erscheinen.

Der Arbeitgeber darf erwarten, dass seine Angestellten den Wetterbericht verfolgen und sich darauf einstellen.

Jurist Stefan Lunk, Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht des Deutschen Anwaltvereins (DAV) in Berlin

Immer die gleichen Ausreden, wie

  • Mein Auto springt nicht an oder
  • Ich habe den Zug verpasst

sind inakzeptabell.

Du darfst erwarten, dass dein Team sich über die Wetterverhältnisse informiert und entsprechend plant. Wiederholte Ausreden solltest du nicht dauerhaft akzeptieren.

Du kannst und solltest bei wiederholten Verspätungen arbeitsrechtliche Maßnahmen ergreifen – von Lohnabzug über Abmahnung bis hin zur Kündigung, wenn keine Besserung eintritt.

Flexible Arbeitsmodelle als Antwort auf Verspätungen

Du weißt aus eigener Erfahrung: Verspätungen lassen sich trotz bester Planung nicht immer vermeiden. Gerade in kleineren und mittleren Betrieben, in denen jede Person zählt, kann das schnell zu Engpässen führen. Hier lohnt es sich, flexible Arbeitsmodelle nicht nur als Ausnahme, sondern als festen Bestandteil der Unternehmenskultur zu etablieren. Gleitzeitregelungen, mobiles Arbeiten oder die Möglichkeit, Minusstunden aufzubauen und später auszugleichen, bieten dir und deinem Team wertvolle Spielräume. So kannst du kurzfristig auf Ausfälle reagieren, ohne den Betriebsablauf zu gefährden.

Ein Beispiel aus der Praxis: In einem Handwerksbetrieb mit wechselnden Baustellenzeiten wurde ein digitales Zeiterfassungssystem eingeführt, das es Mitarbeitenden erlaubt, ihre Arbeitszeit flexibel zu gestalten und bei Verspätungen eigenverantwortlich nachzuarbeiten. Das reduziert Stress, schafft Vertrauen und trägt dazu bei, dass sich alle auf Augenhöhe begegnen. Auch in der Pflege oder im Einzelhandel lässt sich durch flexible Schichtplanung und Tauschmöglichkeiten viel erreichen. Wichtig ist, dass du gemeinsam mit deinem Team individuelle Lösungen findest, die zum Betrieb passen – das stärkt nicht nur die Produktivität, sondern auch die Zufriedenheit.

Arbeitszeiterfassung 2025: Was jetzt auf dich zukommt

Ab 2025 gelten neue gesetzliche Vorgaben zur Arbeitszeiterfassung, die besonders für kleinere und mittlere Unternehmen eine Herausforderung darstellen können. Die Pflicht zur elektronischen Erfassung der Arbeitszeit betrifft alle – unabhängig von Branche oder Betriebsgröße. Das bedeutet für dich: Spätestens jetzt solltest du dich mit passenden Systemen auseinandersetzen und prüfen, wie die Zeiterfassung in deinem Betrieb rechtssicher und praktikabel umgesetzt werden kann.

Wichtig zu wissen: Es gibt Übergangsfristen und verschiedene technische Lösungen – von einfachen Apps bis zu komplexen Zeiterfassungssystemen. Entscheidend ist, dass die Arbeitszeiten lückenlos und manipulationssicher dokumentiert werden. Wer hier frühzeitig handelt, vermeidet nicht nur rechtliche Stolperfallen, sondern schafft auch Transparenz für das gesamte Team. Ein weiterer Vorteil: Mit einer modernen Zeiterfassung kannst du flexibel auf Verspätungen reagieren und hast immer einen Überblick über Überstunden, Minusstunden oder Ausgleichsmöglichkeiten. Das erleichtert die Personalplanung und sorgt für Fairness im Betrieb.

Wertschätzung statt Sanktionen: So stärkst du die Bindung deiner Mitarbeitenden

Verspätungen sind ärgerlich – keine Frage. Doch wie du als Führungskraft damit umgehst, macht einen entscheidenden Unterschied für die Motivation und Bindung deiner Mitarbeitenden. Statt pauschal mit Abmahnungen oder Lohnabzug zu reagieren, lohnt sich ein wertschätzender, individueller Umgang. Sprich offen mit deinem Team über die Ursachen von Verspätungen und sucht gemeinsam nach Lösungen. Vielleicht gibt es familiäre Verpflichtungen, gesundheitliche Einschränkungen oder einfach unvorhersehbare Ereignisse, die berücksichtigt werden sollten.

Ein empathischer Umgang zeigt: Du siehst die Menschen hinter den Arbeitskräften und bist bereit, auf individuelle Lebensphasen Rücksicht zu nehmen. Das zahlt sich langfristig aus: Mitarbeitende, die sich verstanden und unterstützt fühlen, sind loyaler, engagierter und empfehlen den Betrieb auch weiter. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist das ein unschätzbarer Vorteil. Die Balance zwischen betrieblicher Notwendigkeit und persönlicher Situation zu finden, ist nicht immer einfach – aber sie ist der Schlüssel zu einer nachhaltigen, lebensphasenorientierten Personalpolitik, die deinen Betrieb zukunftsfähig macht.

Austausch über deine Personalsorgen?

Gern können wir uns kurz über deine Fragen rund um arbeitsrechtliche Folgen bei Verspätungen austauschen. Gern höre ich dir zu und gebe dir Ansatzpunkte und Partner aus dem Netzwerk, die dir zum Beispiel bei juristischen Fragen oder Systemen der Arbeitszeiterfassung helfen können.

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3 Gedanken zu „Arbeitsrechtliche Folgen von Verspätungen und Verkehrschaos“

  1. Für die Tipps gegen Verspätungen meinen besten Dank! Die Tochter hat solche Gewohnheit bei uns. Die Argumente dagegen überzeugen sie, hoffe ich vom Herzen!

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  2. Tja, soll die Warnungen zur Acht nehmen, danke! Aber jede Verspätung hat ihre Gründe, insbesondere im Winter. Außerdem, was ist zu machen, wenn sich auch der Chef selbst verspäten kann. Oder sind Verspätungen nur den Abgeordneten verboten?!

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    • Vielen Dank, @finn, für den Hinweis.

      Selbstverständlich gelten die arbeitsrechtlichen Regeln für alle Beschäftigten im Betrieb. Führungskräfte haben, wie bei allen Themen, eine Vorbildfunktion.

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