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Nicht erst seit gestern tobt in der HR- und Beraterszene der Kampf um den Begriff „Work-Life-Balance“. In unzähligen Beiträgen in Zeitungen, Magazinen und Blogs wird gezeigt, dass die Aufspaltung des Lebens in Arbeit (zum Geldverdienen) und Familie (zum Verwirklichen) überholt sein soll.
Statistisch liegt bei den meisten Autoren wohl auch eine Unzufriedenheit mit dem eigentlichen Tun bzw. der fehlenden emotionalen Bindung zum Arbeit- bzw. Auftraggeber zu Grunde und es ist der gar nicht mehr so stille Protest gegen die angeblich vorherrschende Begriffsbedeutung.
Ich bin gerne für Sie da!
Ich bin Thomas Kujawa und Ihr persönlicher Ansprechpartner bei den Fachkräftesicherern. Sie erreichen mich unter 0341-355408-12 . Oder Sie hinterlassen einen Rückrufwunsch. Ich werde mich schnellstmöglich melden und klären, wie ich Sie bei der Fachkräftesicherung unterstützen kann.
Was aber, wenn Arbeit, also berufliches Tun, Spaß und Freude bereiten ?
Der renommierte Leipziger Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky gibt in seinem Buch „2025 – So arbeiten wir in der Zukunft“ Einblicke in die Arbeitswelt der Zukunft. Er macht die Balance, das Ying und Yang unserer Gesellschaft, an einer anderen Stelle fest und fragt „Karriereorientierter Selbstverwirklicher oder zufriedener Familienmensch?“. Er macht im weiteren deutlich, mit welchen Veränderungen wir verbindlich zu rechnen haben und welche Konsequenzen dies für uns als Arbeitnehmer und Arbeitgeber schon jetzt bedeutet.
Veränderungen in der Gesellschaftszusammensetzung (Demografischer Wandel)
In wenigen Jahren, so Jánszky, wird sich der heutige Arbeitsmarkt dramatisch verändert haben. In der Vergangenheit waren die Betriebe und Verwaltungen bequem in der Lage ihren Bedarf an neuen Beschäftigten aus einer Vielzahl passender Kandidaten auszuwählen. Der demografische Wandel zeigt bereits spürbar einen Wechsel in den Machtverhältnissen. Die ersten Babyboomer gehen in den nächsten Jahren in den hoffentlich verdienten Ruhestand und auf die geburtenschwachen Jahrgänge folgen die ehemals geburtenstarken.
Politik hat in den letzten Jahren und auch aktuell mit zwei wesentlichen Maßnahmen versucht Korrekturen herbeizuführen. Zum einen sollte die Zuwanderung zügig mehr Arbeitskräfte nach Deutschland bringen. Beispielsweise sei hier die Blue Card genannt. Weltweit und ohne rosa Brille betrachtet ist jedoch Deutschland für hoch qualifizierte oder spezialisierte Arbeitskräfte kein attraktives Zuwanderungsland. Es fehlt unter anderem die ernst gemeinte Willkommenskultur und die überdurchschnittlichen Verdienstmöglichkeiten. Auch die zweite Maßnahme zur Schließung der Fachkräftelücke wird nicht den erhofften 100% Ausgleich schaffen, denn die stille Reserve an Frauen und Müttern steht nicht ohne Forderungen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Unter dem Strich wird eine Lücke von 2 bis 5 Millionen unbesetzten Arbeitsplätzen bleiben. Der 1973 in Sachsen geborene Zukunftsforscher erläutert, dass dieser Trend den deutschen Arbeitsmarkt in den nächsten zehn Jahren prägen wird und die Vorfälle im Sommer 2013 um das Stellwerk der Deutschen Bahn in Mainz als Vorbote deutbar sind.
Konsequenzen für HR-Abteilungen und die Wertschöpfung der Unternehmen
Wie im vorigen Abschnitt beschrieben, werden sich die Machtverhältnisse auf dem Arbeitsmarkt aus Sicht der Betriebe dramatisch verändern. Eine Vollbeschäftigung, insbesondere bei Hochqualifizierten wird an der Tagesordnung sein. Hierdurch werden diese Fach- und Führungskräfte an Sicherheit, aber auch Macht gewinnen. Ein Ausweichen auf externe Dienstleister (Subunternehmen, Outsourcing) wird nahezu unmöglich, da auch in diesen Unternehmen die gleichen Prozesse wirken. In Wachstumsbranchen reicht es schon einige Zeit nicht mehr aus, nur die nächste Stellenausschreibung zu veröffentlichen oder auf einer Bewerbermesse mittels Hostessen gesunde Äpfel zu verteilen. Andere und vor allem authentische Recruitingmaßnahmen müssen her.
Weitere Maßnahmen zur Begegnung des demografischen Wandels:
- betriebliche Weiterbildung nicht ideal qualifizierter Bewerber
- Aufbau eines Ehemaligen-Netzwerkes (Corporate Alumni)
- Know-How-Pool / Wissensplattform schaffen
- Mentorenprogramme
- Jobsharing
- vom Stellenprofil zum KAI-Profil
Fluides Unternehmen oder Caring Company
Vorab stellen wir den Arbeitgebern die provokative Frage, ob sie Betriebskümmerer sein wollen oder eher eine fließende Organisation. Oder um mit der Work-Life-Balance-Diskussion im Bild zu bleiben – beides.
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- In der fluiden Organisation (FLO) wird die gesamte Organisation als fließendes Gebilde verstanden. Rollenkategorien lösen Stellen bzw. Funktionen ab, Verantwortungsbewusstsein tritt an die Stelle von Zielvereinbarungen bzw. -vorgaben. (In Anlehnung an die SAAMAN AG)
- Eine Caring Companie ist eine arbeitgebende Struktur, die möglichst viele Bindungen zu Mitarbeitern aufbaut. Die gezielte Förderung von Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden gehört dabei zum Standard. (In Anlehnung an die Definition des Fraunhofer Institutes)
Beruhigt dürften die Personalsachbearbeiter die Nachricht vom Zukunftsforscher aufnehmen, die da lautet: „Aus dem Chief Human Resources Officer wird so ein ‚Chief Changing Officer‘, und aufgrund ihrer strategischen Bedeutung wird diese Position auf Vorstandsebene angesiedelt sein.“
Nach dem Absenden des folgenden Formulars werden Sie direkt auf die Download-Seite der Broschüre „Organisation im Fluss – ein radikal neuer Ansatz für die Zukunft“ weitergeleitet.
trendMonitor „Schöne neue Arbeitswelt“
Der trendMonitor aus dem März 2014 verdeutlicht die hohen Ansprüche der Generation Y an ihre Arbeitgeber. Er stellt darüber hinaus Wohlbefinden als zentrale Arbeitgeberaufgabe dar. Wie im echten Leben ist, und das zeigen die Ergebnisse der Befragung, die Generation Y längst nicht so homogen, wie angenommen.
Wie als FLO oder Caring Companie reagieren?
Kein oder! Die Arbeitgeber der Zukunft werden mehr oder weniger starke Ausprägungen einer fluiden Unternehmung aufweisen. Starre Aufgaben und Abteilungen wird es immer weniger geben. Projektgeschäft, Zusammenarbeit in variablen Teams und die Kooperation mit Freiberuflern und Selbstständigen wird an der Tagesordnung sein. Prognosen von 40 % Langzeitbeschäftigte, 40 % Projektmitarbeiter mit wechselnden Einsatzbereichen und 20 % Freiberufliche erscheinen realistisch. Ebenso variabel wird je nach Bedarf die Ausprägung eines Feel-Good-Managements, früher Sozialberatung oder Familienservice, sein – ein Ying und Yang, um effektiv die besten Ergebnisse für den Markt zu erzielen.
Der Zukunftsforscher S. G. Jánszky blickt 2014 aus Sicht der familienfreund KG in die Vergangenheit indem er im Interview mit „SAP im Dialog“ sagt:
Diese Unternehmen sind daher gezwungen, Mitarbeiter möglichst langfristig zu binden, indem sie ein Rundum-sorglos-Paket anbieten. Kultur- und Sport- sowie Kinderbetreuungsangebote gehören hier zur Minimalausstattung. Versicherungspakete oder mietgünstige Wohnangebote könnten dieses Angebot ergänzen. Die „Caring Companies“ zeichnen sich durch vielfältige Zusatzleistungen aus, nicht nur für den Mitarbeiter selbst, sondern für dessen gesamte Familie – Kinder oder pflegebedürftige Eltern inklusive –, um so die Bindung ans Unternehmen auf eine breite Basis zu stellen.
Seit 2006 bietet der Arbeitgeberservice beginnend in Metropolen wie Leipzig, Berlin und Hamburg seine Dienste an. Jánszky prognostizierte, dass zunächst Arbeitgeber im ländlichen Raum mit dem Kümmern starten, da die Arbeitgeberattraktivität aufgrund der Entfernung zu den Metropolen gering sei. Aus der Erfahrung und Kenntnis der Lokalen Bündnisse für Familien – einer Bundesinitiative zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und zunächst Kind, später Pflege – gab es jedoch sowohl in hochverdichteten Ballungsräumen als auch ländlichen Gebieten vielfältigste Initiativen zur Steigerung der Attraktivität der jeweiligen Region – sowohl für den steuerzahlenden, abhängigen Beschäftigten als auch den investierenden Arbeitgeber.
Einige Beispiele, wie dies in der Realität schon aussieht, wurden für die Stadt Hamburg und die Region Sachsen bzw. Rhein-Main gesammelt.
Und nicht nur Sozialromantikern wird die Botschaft von Jánszky und Abicht gefallen:
Doch ganz gleich ob Selbstverwirklichung oder Familienleben, in beiden Unternehmenstypen wird es existenziell wichtig sein, den Mitarbeitern ausreichend Anerkennung zu geben und ihnen zu helfen, ihre persönlichen Ziele zu erreichen. Nur so lassen sich die gewünschten Talente finden und dauerhaft binden.
Interview zwischen Sven Gábor Jánszky und SAP vom 28. April 2014
Quelle: https://news.sap.com/germany/2014/04/hr-strategien-fluides-unternehmen-oder-caring-company/
Herr Jánszky, wie wird der demografische Wandel den Arbeitsmarkt verändern?
Sven Gábor Jánszky: Der Arbeitsmarkt, wie wir ihn kennen, wird in wenigen Jahren ganz anders aussehen. Denn bislang waren die Unternehmen in der komfortablen Position, sich unter einer Vielzahl von Bewerbern den am besten passenden Kandidaten auswählen zu können. Der demografische Wandel wird dieses Kräfteverhältnis völlig auf den Kopf stellen. Speziell in Deutschland wird die Demografie zum wichtigsten Treiber. Schon in wenigen Jahren gehen die ersten Babyboomer in Rente, auf diese geburtenstarken Jahrgänge folgen die geburtenschwachen.
Was sagen die Demografen?
Jánszky: Deutschland ist, global gesehen, nicht das attraktivste Zuwanderungsland für hoch qualifizierte Arbeitskräfte. Daher wird sich ein externer Zustrom von Talenten eher in Grenzen halten. Auch die Bestrebungen, mehr Frauen und Mütter in die Berufstätigkeit zu bringen, wird die entstehende Lücke nicht gänzlich füllen können. Optimisten unter den Demoskopen rechnen unterm Strich mit einer Lücke von zwei Millionen Arbeitskräften, Pessimisten sogar mit fünf Millionen. Dieser Trend wird den Arbeitsmarkt in Deutschland in den nächsten zehn Jahren prägen. Der Mangel an qualifiziertem Personal in einem Stellwerk der Deutschen Bahn bei Mainz lässt sich hier durchaus als erste Konsequenz deuten. In der Urlaubszeit 2013 waren dort mehrere Fahrdienstleiter erkrankt – und der Fernverkehr musste mehrere Tage lang an Mainz vorbeifahren.
Was bedeutet das für Unternehmen und für HR-Abteilungen?
Jánszky: Der Wandel auf dem Arbeitsmarkt führt zu einer Vollbeschäftigung für Hochqualifizierte. Diese Fachkräfte gewinnen an Sicherheit und auch an Macht. Da ein Outsourcing wichtiger Aufgaben nicht unbegrenzt möglich ist, müssen die Unternehmen die Weichen rechtzeitig auf neue HR-Strategien umstellen. Als Recruitingmaßnahme wird es nicht mehr ausreichen, ein Stellenprofil zu publizieren und auf passende Bewerbungen zu hoffen.
Passende Maßnahmen könnten beispielsweise sein, auch nicht ideal qualifizierte Bewerber aufzunehmen und die fehlende Qualifikation im Rahmen einer betrieblichen Weiterbildung wettzumachen. Ebenfalls wichtig wird es sein, den Kontakt zu ausscheidenden Mitarbeitern zu halten: Jüngere Kollegen kommen vielleicht eines Tages für ein Projekt zurück, und wer aus Altersgründen ausscheidet, könnte eventuell als Mentor in die Bresche springen. Das wirkt aber allenfalls punktuell. Eine wichtige HR-Strategie wird daher sein, Stellen jeweils für Projekte zu vergeben und das Anforderungsprofil dem neuen Mitarbeiter entsprechend anzupassen – und übrig bleibende Aufgaben oder Tätigkeitsbereiche innerhalb von Teams oder gar abteilungsübergreifend zu verteilen.
Lösen sich bei zunehmender Projektarbeit nicht die gewohnten Strukturen auf?
Jánszky: Ja, ganz klar. Starre Aufgaben und Abteilungen werden sich auflösen, die einzelnen Teams und Unternehmen werden „fluide“, weil Tätigkeitsbereiche innerhalb des Unternehmens flexibel verschoben werden. Die Hauptaufgabe der HR-Abteilungen liegt dann darin, Projekte und Mitarbeiter mit ihren fließenden Aufgaben- und Tätigkeitsbereichen effizient zu verwalten und zu steuern. Aus dem Chief Human Resources Officer wird so ein „Chief Changing Officer“, und aufgrund ihrer strategischen Bedeutung wird diese Position auf Vorstandsebene angesiedelt sein.
Diese Strategie passt doch aber nicht für alle Unternehmen?
Jánszky: Nein, es wird mindestens noch eine zweite HR-Strategie geben, nämlich die Entwicklung zu „Caring Companies“. Viele mittelständische Unternehmen sind fern der Metropolen angesiedelt und daher zunächst wenig attraktiv für Projektmitarbeiter. Diese Unternehmen sind daher gezwungen, Mitarbeiter möglichst langfristig zu binden, indem sie ein Rundum-sorglos-Paket anbieten. Kultur- und Sport- sowie Kinderbetreuungsangebote gehören hier zur Minimalausstattung. Versicherungspakete oder mietgünstige Wohnangebote könnten dieses Angebot ergänzen. Die „Caring Companies“ zeichnen sich durch vielfältige Zusatzleistungen aus, nicht nur für den Mitarbeiter selbst, sondern für dessen gesamte Familie – Kinder oder pflegebedürftige Eltern inklusive –, um so die Bindung ans Unternehmen auf eine breite Basis zu stellen.
Also quasi ein Arbeitsplatz mit Familienanschluss? Und die Kinder treffen sich mittags mit den Eltern in der Kantine?
Jánszky: Ja, so ungefähr. Es könnte hier und da durchaus üblich werden, Essen und Trinken anzubieten, damit sich die Mitarbeiter wohlfühlen. Auf diese Weise wird die Firma wirklich zur großen Familie, mit deutlichen Auswirkungen auf das Verhältnis zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten. Die persönliche Entwicklung des Mitarbeiters wird zunehmend in den Vordergrund rücken.
Wie wird sich die Arbeitswelt dann zusammensetzen?
Jánszky: In Zukunft wird es noch etwa 40 Prozent Langzeitbeschäftigte geben. Projektmitarbeiter mit wechselnden Einsatzbereichen werden 40 Prozent ausmachen, rund 20 Prozent arbeiten freiberuflich. Haupttreiber der Projektmitarbeiter in den „fluiden“ Unternehmen werden die persönlichen Karriereziele sein. Die „Caring Companies“ hingegen sind attraktiv für Mitarbeiter, deren Wertesystem von der Familie geprägt ist. Doch ganz gleich ob Selbstverwirklichung oder Familienleben, in beiden Unternehmenstypen wird es existenziell wichtig sein, den Mitarbeitern ausreichend Anerkennung zu geben und ihnen zu helfen, ihre persönlichen Ziele zu erreichen. Nur so lassen sich die gewünschten Talente finden und dauerhaft binden.
Wo erfährt man mehr?
Sven Gábor Jánszky, Lothar Abicht: „2025 – So arbeiten wir in der Zukunft“, Goldegg Verlag, ISBN 978-3902903051