Studie: Ein Viertel aller Mittelständler sucht Nachfolger

Die mittelständischen Unternehmen in Deutschland stehen vor einem großen Umbruch. Rund ein Viertel von ihnen wird in den kommenden fünf Jahren in neue Hände übergehen. Auf Zehn-Jahres-Sicht steht sogar bei über der Hälfte der Mittelständler eine Unternehmensnachfolge an. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage, die GfK Enigma im Auftrag der DZ BANK unter 1000 mittelständischen Unternehmen in Deutschland durchgeführt hat. Ob die Mittelständler allerdings einen geeigneten Nachfolger finden, ist unsicher. Denn immerhin 40 Prozent der Befragten glauben, es sei ein Problem, einen Kaufinteressenten für ihr Unternehmen zu finden. Und sogar noch etwas mehr befürchten, dass der Nachfolgekandidat nicht ausreichend qualifiziert ist. Über die Hälfte der Mittelständler machen sich zudem Sorgen um ihre Belegschaft im Falle einer Unternehmensnachfolge.

Unternehmensnachfolge drängendstes Problem

Wie groß die Veränderungen in den Unternehmen bereits kurzfristig sein werden, zeigen die Detailzahlen der Umfrage. Danach steht bei 6 Prozent der Befragten bereits in den kommenden 12 Monaten eine Unternehmensnachfolge an und bei weiteren 8 Prozent innerhalb der nächsten ein bis drei Jahre. Damit werden 14 von 100 mittelständischen Unternehmen in Deutschland  in den nächsten drei Jahren in neue Hände übergehen. Besonders brisant ist dabei die Situation in der Agrarwirtschaft. Dort steht bei 29 Prozent aller Unternehmen bereits in den kommenden drei Jahren eine Nachfolge an. Auch im Baugewerbe ist mit überdurchschnittlich vielen Unternehmensübergaben zu rechnen.

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Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gibt es in Deutschland rund 300.000 kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Sie beschäftigen weit über 10 Millionen Arbeitnehmer. Der Umfrage zufolge werden damit alleine aus dieser Kategorie rund 150.000 Unternehmen in den kommenden zehn Jahren ihren Besitzer wechseln. Das sind pro Jahr 15.000 Unternehmen mit über 500.000 Arbeitnehmern. „Dies zeigt bereits, welche Dimension der Generationenwechsel im Mittelstand für die gesamte deutsche Volkswirtschaft hat“, so Hans-Theo Macke, der im Vorstand der DZ BANK das Firmenkundengeschäft verantwortet. „Die Transaktionsberatung kleinerer Unternehmen bei externen Nachfolgeprozessen ist ein wichtiges Geschäftsfeld der genossenschaftlichen FinanzGruppe. Die Umfrageergebnisse decken sich mit unseren Erfahrungen. Allein im Firmenkundenbestand unserer Bankengruppe, die traditionell eng mit dem Mittelstand verbunden ist, erwarten wir durchschnittlich etwa 2000 Unternehmensübergaben pro Jahr“, so Macke.

Vor allem demographische Gründe

Die sehr hohe Zahl der Unternehmensübergaben hat vor allem demographische Gründe. 92 Prozent der Befragten gaben an, sie würden einen Nachfolger benötigen, weil sie in den Ruhestand gingen. Lediglich bei den großen Mittelständlern mit einem Jahresumsatz zwischen 50 Millionen und 125 Millionen Euro sind auch noch andere Gründe relevant. Aus dieser Gruppe erklärten immerhin 21 Prozent, Anlass für die Unternehmensübergabe seien finanzielle Gründe.

Eigentümergeprägte mittelständische Unternehmen präferieren im Rahmen der Unternehmensübergabe eine interne Lösung (64 Prozent). „Allerdings gewinnen Nachfolgelösungen außerhalb der Familie immer mehr an Bedeutung“, sagt Markus Loy, Geschäftsführer der VR Unternehmerberatung, die den Mittelstand bei Unternehmenstransaktionen und Nachfolgeregelungen berät. So würde ein Viertel der Befragten an ein internes oder externes Management verkaufen (MBO/MBI), immerhin 7 Prozent könnten sich den Verkauf an einen Wettbewerber vorstellen, 2 Prozent an einen Finanzinvestor. „Mit zunehmender Unternehmensgröße verlieren MBO und MBI wiederum an Bedeutung, da diese Nachfolgelösungen für das Management aus eigener Kraft schwieriger zu finanzieren sind. Im gleichen Zuge nimmt die Bedeutung von Finanzinvestoren in Umsatzklassen ab 50 Millionen Euro signifikant zu. Hier sind häufig komplexere Transaktionsmodelle mit mehreren in Frage kommenden Investoren gefragt“, so Loy.

Unternehmensauflösung oft keine Option

Eine Unternehmensauflösung bzw. Liquidation ist dagegen nur für 1 Prozent der Befragten die bevorzugte Option. Dies dürfte vor allem auch mit der engen Bindung zusammenhängen, die die Mittelständler zu ihren Unternehmen haben. So sagten deutlich über die Hälfte von ihnen, ein Problem bei der Unternehmensübergabe sei, dass ihnen die Trennung vom Unternehmen schwer falle. Ebenfalls über die Hälfte erklärten, ein Problem bei der Unternehmensübergabe sei ihre Sorge um die Mitarbeiter. Folgerichtig wollen die meisten Mittelständler dem Unternehmen zunächst auch weiter verbunden bleiben. 52 Prozent beabsichtigen eine Beraterposition einzunehmen, 6 Prozent wollen weiter im Management arbeiten, und immerhin 8 Prozent wollen sogar Mehrheitsgesellschafter des Unternehmens bleiben. Die Absicht, sich komplett aus dem Unternehmen zurückziehen, hat nur knapp ein Drittel der Befragten. Besonders niedrig fällt dieser Anteil bei den Mittelständlern aus der Agrarindustrie aus. Hier wollen sich lediglich 4 Prozent voll und ganz aus dem Unternehmen verabschieden.

Übernahmeprozess oft ohne fremde Hilfe bewerkstelligen

An ihre Nachfolger haben die mittelständischen Unternehmer insbesondere zwei Wünsche. So gut wie alle von ihnen betrachten es als wichtig, dass diese die bestehenden Kundenbeziehungen pflegen. Und immerhin 84 Prozent erhoffen sich, dass die Nachfolger die Belegschaft halten bzw. sogar ausbauen.

Den Übernahmeprozess selbst wollen die meisten Unternehmer ohne fremde Hilfe über die Bühne bringen. So gaben 56 Prozent an, sie würden keine externen Berater engagieren, wenn sie heute vor einer Unternehmensübergabe stünden. „Unseren Erfahrungen nach ist gerade bei der Gestaltung von Nachfolgelösungen der Verzicht auf einen externen Spezialisten der Grund, warum Unternehmensübernahmen scheitern oder nicht so ablaufen, wie von den Beteiligten gewünscht“, kommentiert Macke. „Ich kann deshalb nur allen Unternehmen empfehlen, sich hier externen Rat zu holen. Zudem ist es wichtig, dass die Unternehmer den Zeitrahmen für die Übergabe nicht zu kurz ansetzen. Denn auch daraus können viele Probleme entstehen.“ Bezüglich der Zeitplanung kann immerhin die Hälfte der Mittelständler auf eigene Erfahrungen aus der Vergangenheit bauen. Entsprechend veranschlagen diese Unternehmen für eine neuerliche Übergabe durchschnittlich sogar etwas mehr Zeit als für die alte. Dennoch ist ihr Zeitrahmen häufig sehr ambitioniert. Im Durchschnitt liegt die Einschätzung für den Übergabeprozess bei 15 Monaten.

Die Daten wurden zwischen dem 3. und dem 26. Juli 2013 im Rahmen einer telefonischen Umfrage von GfK Enigma erhoben. Die Stichprobe von 1.000 ist repräsentativ; befragt wurden Inhaber und Geschäftsführer mittelständischer Unternehmen in Deutschland mit einem Jahresumsatz zwischen 500.000 und 125 Millionen Euro. Für Rückfragen steht der Bundesverband Mittelständischer Wirtschaft (BVMW) e.V. zur Verfügung.

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