Arbeitszufriedenheit junger Ärztinnen und Ärzte: Erkenntnisse für HR

Eine Studie1 des Instituts für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health der Universität Leipzig untersucht die Arbeitszufriedenheit junger Ärzte und Ärztinnen in der psychiatrischen und psychosomatischen Versorgung im Vergleich zu ihren somatisch tätigen Kollegen. Die Ergebnisse von Birte Pantenburg, Hans-Helmut König und Steffi Riedel-Heller bieten wertvolle Einblicke für Personalverantwortliche und Führungskräfte in Krankenhäusern und Arztpraxen. Im Folgenden werden die wichtigsten Erkenntnisse und deren Implikationen für die Mitarbeiterbindung vorgestellt.

Die Ergebnisse eines sächsischen Ärztesurveys

Hintergrund und Zielsetzung:

Die Arbeitszufriedenheit von Ärztinnen und Ärzten spielt eine wichtige Rolle für die Attraktivität des Berufs und kann Hinweise auf mögliche Nachwuchsprobleme geben. Internationale Studien zeigen unterschiedliche Ergebnisse bezüglich der Arbeitszufriedenheit von Psychiatern. Diese Studie zielt darauf ab, die Arbeitszufriedenheit und die Ausstiegs- sowie Auswanderungswünsche junger Ärzte in Sachsen zu analysieren.

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Methodik:

Im September 2012 wurde eine Umfrage unter allen bei der Sächsischen Landesärztekammer registrierten Ärztinnen und Ärzten unter 40 Jahren durchgeführt. Die Rücklaufquote betrug 40 %, was 2357 zurückgesandte Fragebögen entspricht. Von diesen wurden die Daten von 1901 klinisch tätigen Ärzten analysiert, darunter 98 in der psychiatrischen und psychosomatischen Versorgung.

Ergebnisse der Studie zur Arbeitszufriedenheit junger Ärzte:

Die Ergebnisse zeigten, dass sowohl psychiatrisch/psychosomatisch als auch somatisch tätige Ärzte insgesamt eher zufrieden mit ihrer Arbeitssituation sind. Es gab keine signifikanten Unterschiede in der allgemeinen Arbeitszufriedenheit zwischen den beiden Gruppen. Allerdings waren Ärztinnen und Ärzte in der psychiatrischen und psychosomatischen Versorgung unzufriedener mit der für Verwaltungsarbeit aufgebrachten Zeit und der Qualität der erbrachten medizinischen Versorgung. Nahezu ein Viertel aller befragten Ärzte hatte Wünsche, die klinische Tätigkeit aufzugeben oder ins Ausland zu gehen, wobei auch hier keine signifikanten Unterschiede zwischen den Fachgruppen bestanden.

Schlussfolgerungen:

Die Studie konnte internationale Befunde, die auf eine geringere Arbeitszufriedenheit von Psychiatern hinweisen, nicht bestätigen. Wichtige Faktoren zur Verbesserung der Arbeitszufriedenheit umfassen ein gutes Arbeitsklima, ein systematisches Management der Arbeitsbeanspruchung und die Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Limitationen:

Aufgrund der Anonymisierung konnten keine Vergleiche zwischen Teilnehmenden und Nicht-Teilnehmenden gemacht werden, was zu einer Verzerrung der Ergebnisse führen könnte. Zudem ist die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Regionen eingeschränkt.

Danksagung:

Die Studie wurde von der Sächsischen Landesärztekammer und dem AOK-Bundesverband unterstützt.

Negative Einflussfaktoren auf die Mitarbeiterbindung:

  1. Verwaltungsaufwand:
    Ärzte in der psychiatrischen und psychosomatischen Versorgung zeigten eine besondere Unzufriedenheit mit der Zeit und Energie, die für Verwaltungsarbeit aufgebracht werden muss. Dieser administrative Aufwand kann zu Frustration und Burnout führen, was letztlich die Bindung an den Arbeitsplatz schwächt. Gegenmaßnahmen: Reduzierung des Verwaltungsaufwands durch Einführung effizienterer digitaler Systeme und Unterstützung durch administrative Assistenzkräfte.
  2. Subjektiv eingeschätzte Qualität der medizinischen Versorgung:
    Es wurde festgestellt, dass Ärztinnen und Ärzte in der psychiatrischen und psychosomatischen Versorgung mit der Qualität ihrer erbrachten Versorgung weniger zufrieden sind. Dies kann durch eine erhöhte Bereitschaft zur kritischen Reflexion des eigenen Tuns oder durch strukturelle Hindernisse verursacht werden. Gegenmaßnahmen: Regelmäßige Supervisionen und Balint-Gruppen2 können dabei helfen, die Qualität der Versorgung zu reflektieren und zu verbessern. Zusätzlich sollte das multiprofessionelle Team gestärkt werden, um eine ganzheitlichere Patientenversorgung zu gewährleisten.

Positive Einflussfaktoren auf die Mitarbeiterbindung:

  1. Arbeitsklima und Arbeitsatmosphäre:
    Ein gutes Arbeitsklima und eine positive Arbeitsatmosphäre sind entscheidende Faktoren für die Arbeitszufriedenheit. Diese Studie zeigte, dass Ärztinnen und Ärzte mit diesen Aspekten generell zufrieden waren. Maßnahmen: Förderung einer positiven Teamkultur durch Teambuilding-Maßnahmen und regelmäßige Mitarbeitergespräche. Ein transparentes und wertschätzendes Führungsverhalten trägt ebenfalls zur Stärkung des Arbeitsklimas bei.
  2. Vereinbarkeit von Beruf und Familie:
    Junge Ärztinnen und Ärzte legen großen Wert auf die Balance zwischen Beruf und Familie. Flexible Arbeitszeiten und Teilzeitmodelle sind hier von Vorteil. Maßnahmen: Implementierung flexibler Arbeitszeitmodelle und Unterstützung bei der Kinderbetreuung, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern.

Demografische Merkmale und ihre Bedeutung:

  1. Alter und Berufserfahrung:
    Jüngere Ärztinnen und Ärzte, die durchschnittlich 33 Jahre alt sind, haben etwa 5-6 Jahre Berufserfahrung. Diese Gruppe hat spezifische Erwartungen und Bedürfnisse hinsichtlich ihrer beruflichen Entwicklung und Work-Life-Balance. Maßnahmen: Mentoring-Programme und Fortbildungsmöglichkeiten sollten gezielt auf die Bedürfnisse dieser Altersgruppe zugeschnitten werden, um deren berufliche Entwicklung zu unterstützen.
  2. Geschlecht und Familienstand:
    Ein Großteil der jungen Ärztinnen und Ärzte in der Studie war weiblich und in einer Partnerschaft. Über die Hälfte hatte bereits Kinder. Maßnahmen: Spezielle Unterstützungsprogramme für Ärztinnen, wie z. B. Elternzeitregelungen und Wiedereinstiegsprogramme, können helfen, berufliche und familiäre Verpflichtungen besser zu vereinbaren.

Fazit:
Die Studie zeigt, dass sowohl negative als auch positive Faktoren die Arbeitszufriedenheit und Mitarbeiterbindung beeinflussen. Personalverantwortliche und Führungskräfte in Krankenhäusern und Arztpraxen sollten diese Erkenntnisse nutzen, um gezielte Maßnahmen zu ergreifen. Durch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und die Unterstützung der individuellen Bedürfnisse der Ärztinnen und Ärzte kann die Zufriedenheit gesteigert und die Bindung an den Arbeitsplatz gestärkt werden.

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Fußnoten

  1. Pantenburg, Birte & König, Hans-Helmut & Riedel-Heller, Steffi. (2015). Arbeitszufriedenheit junger Ärztinnen und Ärzte in der psychiatrischen und psychosomatischen Versorgung – Ergebnisse eines sächsischen Ärztesurveys. Psychiatrische Praxis. 43. 10.1055/s-0035-1552765. ↩︎
  2. Eine Balint-Gruppe ist eine Arbeitsgruppe von 8 bis 12 Ärzten, die sich regelmäßig treffen, um Erfahrungen aus ihrer Praxis zu reflektieren und die Arzt-Patienten-Beziehung zu analysieren. Die Gruppe wird meist von einem Psychotherapeuten oder Supervisor geleitet. Ziel ist es, die Kommunikation und die Beziehung zwischen Arzt und Patient zu verbessern, um eine bessere Behandlung zu erreichen. ↩︎

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