Das deutsche Steuersystem behindert die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Es führt dazu, dass Müttern und Alleinerziehenden nur selten der Aufstieg aus so genannten Minijobs auf 400-Euro-Basis (aktuell 450 Euro) in besser bezahlte Tätigkeiten mit längerer Arbeitszeit gelingt. Eine solche berufliche Veränderung lohnt sich in Deutschland so wenig wie in keinem anderen Land. das zeigt eine neue Studie des IZA in Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung.
Oft zu wenig netto vom brutto
In einem typischen Vier-Personen-Haushalt (der Mann erzielt 100 Prozent des Durchschnittsverdienstes, die Frau 33 Prozent) verbleiben von jedem zusätzlich verdienten Euro der Frau nur 50 cent in der Familienkasse. Diese Grenzbelastung liegt auch in traditionellen Hochsteuerländern wie Dänemark oder Schweden mit 42 bzw. 30 Prozent deutlich niedriger. Nochmals wesentlich geringer sind die Grenzsteuersätze für Zweitverdiener in Frankreich (23 Prozent), den Niederlanden (18 Prozent) und Österreich (15 Prozent). Damit wird Müttern und Alleinerziehenden im deutschen Steuersystem der Übergang aus einer atypischen in eine reguläre Beschäftigung erheblich erschwert.
Versteuerung in Deutschland anders
In bestimmten Fällen liegt die Grenzbelastung sogar noch weitaus höher. Übersteigt das Bruttoeinkommen der Ehefrau die 400-Euro-Grenze (aktuell 450 Euro), muss Einkommensteuer auf die gesamten Arbeitseinkünfte gezahlt werden. Die gegenwärtige Minijob-Regelung wird damit zur “Geringfügigkeitsfalle”, aus der es sich zumindest aus finanziellen Gründen nicht zu entkommen lohnt. “Minijobs, die oft gering qualifiziert und niedrig entlohnt sind, bieten kaum Möglichkeiten für Weiterbildung und berufliche Entwicklung”, sagt Werner Eichhorst, Stellvertretender Direktor für Arbeitsmarktpolitik am IZA. Die Erwerbsintegration von Müttern über geringfügige Tätigkeiten hinaus zu verbessern würde es dagegen auch Vätern ermöglichen, ihre Arbeitszeit zu reduzieren und somit insgesamt Haus- und Familienarbeit gleichmäßiger zu verteilen.